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21.04.2022 | Mikromobilität | Schwerpunkt | Online-Artikel

Elektrische Leichtfahrzeuge reduzieren Emissionen

verfasst von: Christiane Köllner

4:30 Min. Lesedauer

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Die Hälfte der in Deutschland mit Pkw gefahrenen Kilometer könnten theoretisch auch mit E-Leichtfahrzeugen bewältigt werden. Das würde DLR-Berechnungen zufolge die Treibhausgasemissionen um mehr als 40 % senken. 

Elektrische Leichtfahrzeuge (Light Electric Vehicle, LEV) haben ein großes Potenzial, die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors deutlich zu reduzieren, wie eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag des Interessenverbands für elektrische Leichtfahrzeuge LEVA-EU zeigt. Demnach würde die Hälfte der derzeit in Deutschland mit dem Auto gefahrenen Kilometer theoretisch auch mit elektrischen Leichtfahrzeugen zurückgelegt werden können. Dies würde die Treibhaugas-Emissionen im Vergleich zu Fahrten mit konventionell angetriebenen Pkw um mehr als 40 % senken, so die Studie. Pro Jahr seien das rund 57 Millionen Tonnen weniger Emissionen. 

In Deutschland ist der Verkehrssektor dem DLR zufolge für rund 20 % der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Diese Emissionen stagnierten auf einem hohen Level oder seien sogar teilweise weiter gestiegen. Mehr als 60 % davon entfielen auf den Pkw-Verkehr. Denn das Auto sei in Deutschland immer noch das meistgenutzte Verkehrsmittel. Um nicht auf individuelle Mobilität verzichten zu müssen, aber nachhaltiger unterwegs zu sein, gelten vielen Experten LEVs als Alternative. Diese könnten auch eine Lösung für die Park- und Verkehrsraumproblematik im urbanen Raum und eine Antwort auf die Letze-Meile-Problematik sein. 

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Klein, leicht und elektrisch

Die Bandbreite der elektrischen Leichtfahrzeuge reicht dabei von E-Scootern, E-Bikes und E-Lastenräder, elektrischen Rollern und Motorrädern bis hin zu drei- und vierrädrigen kleinen Autos der Klasse L5e bis L7e, den Mikromobilen. Darunter fallen zum Beispiel der Twizy, Microlino, Citytransformer oder der Opel Rocks-e. Wird bei großen und schweren Autos ein Großteil der Antriebsenergie benötigt, um das Fahrzeug an sich zu bewegen und nur ein Bruchteil für die Fortbewegung der Insassen, sei bei LEVs das Verhältnis wesentlich besser, so das DLR. "Aufgrund ihres geringeren Gewichts kann die Batterie kleiner ausgelegt werden. Sie verbrauchen so auch in der Produktion weniger Rohstoffe und verursachen weniger klimaschädliche Emissionen", erklärt das DLR die Vorzüge der LEVs.

Geringere Anschaffungskosten im Vergleich zu E-Autos könnten die kleinen Fahrzeuge zudem für Sharing-Betreiber attraktiv machen. Neben Designfreiheiten sowie reduziertem Gewicht und Größe haben Microcars darüber hinaus den Vorteil, dass sich die Zahl teurer Crashtests und der Aufwand für Zulassungsverfahren verringern, wie Andreas Burkert in seinem Report Das Raum-Zeit-Dilemma der urbanen Mobilität aus der ATZelektronik 12-2021 erklärt. 

LEVs auf vielen Strecken eine Alternative

Dass es möglich ist, mit den kleinen Fahrzeugen auszukommen, zeigen folgende Zahlen. Durchschnittlich sitzen laut DLR nur 1,4 Personen in einem Pkw und die zurückgelegten Strecken seien überschaubar: 80 % seien kürzer als 20 km. Jeden Tag gebe es in Deutschland fast 30 Millionen Pkw-Fahrten mit weniger als 2 km und weitere 30 Millionen unter 5 km. Für kurze Distanzen sei also nicht unbedingt ein großer Pkw notwendig ist, ein LEV könne durchaus eine Alternative darstellen, erklärt das DLR. 

Ein Beispiel aus der Studie soll das verdeutlichen: Mit einem elektrischen Microcar, das eine Höchstgeschwindigkeit von 125 km/h besitze, könnte theoretisch die Hälfte der mit dem Auto gefahrenen Kilometer zurückgelegt werden, rechnet das DLR vor. "Bei der Produktion von Microcars entsteht nur rund ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen von einem Mittelklasse-Elektroauto", sagt Simone Ehrenberger. Sie hat für die Studie die Ökobilanz von LEV untersucht. Ähnlich wie mit einem Auto könne man mit einem LEV flexibel und individuell mobil sein. Daher seien elektrische Leichtfahrzeuge auch ein interessanter Lösungsansatz für Regionen und Zeiträume, in denen öffentliche Verkehrsmittel kaum angeboten werden.

Wege raus aus der Nische

Ob (geteilte) Mikromobilität über den derzeitigen "Hype" hinaus positiv wirken kann, sei jedoch noch keineswegs klar, wie Springer-Autor Eberhard Buhl meint. "Zumal derzeit vor allem negative Auswirkungen wie Unfälle mit Fußgängern oder der erhöhte Platzverbrauch auf öffentlichen Wegen – von Mietstationen bis hin zu achtlos weggeworfenen Mini-Rollern – in der Diskussion stehen", wie Buhl im Kapitel Urbane Mobilität im Wandel (Seite 119 f.) des Buchs Mobilität der Zukunft schreibt.

Tatsächlich besetzen LEVs aktuell nur eine kleine Nische auf dem Fahrzeugmarkt, in der Wissenschaft und auf der politischen Agenda. Daher rät das DLR zu akzeptanzfördernden Maßnahmen, etwa Anreize für Kauf und Nutzung, regulatorische Maßnahmen, der Aufbau der notwendigen Infrastruktur sowie mehr komfortable und sichere Fahrzeugkonzepte.

Die Springer-Autoren Katja Rösler und Jacqueline Veyry, die in E-Scootern und Kleinstfahrzeugen wie das DLR eine umweltfreundliche Alternative zu anderen Fahrzeugen sehen, weisen nichtsdestotrotz auf weitere Herausforderungen hin, vor allem was die Verkehrs- und Unfallsicherheit angeht. So müssten einige Grundlagen bei der Gesetzeslage verschärft werden, wie sie im Kapitel E-Scooter und Kleinstfahrzeuge – Fluch oder realistische Mobilitätslösung (Seite 720) des Buchs Making Connected Mobility Work erörtern. Darunter fielen weitere Umbaumaßnahmen zur Unfallreduktion an Kleinstfahrzeugen, wie zum Beispiel verstärkte Rahmen und serienmäßige Ausstattung von Assistenzsystemen, sowie bessere Beleuchtungseinrichtungen. Zudem sollte bei E-Scootern auch gesetzlich die Helmpflicht vereinbart werden.

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