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2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

13. Machtspiele „über Bande“

Wie sich organisationale Machtverhältnisse im Zuge des Compliance-Managements wandeln

verfasst von : Sven Kette

Erschienen in: Organisationale Machtbeziehungen im Wandel

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Der Text fragt nach den Folgen, die sich durch die Einführung eines Compliance Managements für die innerorganisationalen Machtverhältnisse ergeben. Dabei zeigt sich, dass mit dem Compliance Management eine organisationale Drittpartei eingeführt wird. Hierdurch wird die dyadische Machtbeziehung zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter in eine triadische überführt. In der Konsequenz kommt es zu einer Symmetrisierung von Machtverhältnissen, welche vor allem die Unsicherheit innerhalb der Organisation steigert. Organisational folgenreich ist dies insofern, als absehbar Flexibilitätspotenziale verloren gehen. Vor dem Hintergrund der Analyse plädiert der Text für eine konsequente Berücksichtigung formaler Strukturkontexte in der Analyse von Machtkonstellationen – sowohl in der wissenschaftlichen Analyse als auch in der Praxis der Organisationsgestaltung.

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Fußnoten
1
Besonders prominent wird diese Perspektive auch im Feld der Business Ethics verfolgt. Auch hier steht die Frage im Zentrum, welche Faktoren ein regelkonformes Verhalten befördern. Siehe stellvertretend für viele nur Kaptein und Schwartz (2007); Kaptein (2015); Cremer und Vandekerckhove (2017).
 
2
Dies entspricht fast exakt der (handlungstheoretischen) Machtdefinition von Max Weber (1980, S. 28). Eine systemtheoretische Perspektive betont demgegenüber zwar, dass Macht gerade keine individuelle Eigenschaft oder Fähigkeit ist, sondern eine „codegesteuerte Kommunikation“. Gleichwohl werde Macht kommunikativ dann doch einer der beiden Seiten zugerechnet (Luhmann 2003, S. 15).
 
3
Mindestens aus einer systemtheoretischen Perspektive nehmen die formalen Strukturen einer Organisation die Form der Entscheidungsprämisse ein. Wenngleich selbst das Resultat von (Planungs-) Entscheidungen, orientieren Entscheidungsprämissen doch eine Vielzahl zukünftiger Einzelentscheidungen. Luhmann (2000, S. 222–329) unterscheidet drei Typen von Entscheidungsprämissen: Entscheidungsprogramme; Kommunikationswege sowie das Personal.
 
4
Ähnliches gilt zudem mit Blick auf solche Fälle, in denen die „lokalen Rationalitäten“ (Cyert und March 1992, S. 165) unterschiedlicher Abteilungen aufeinandertreffen und im Medium der Macht um eine Entscheidung gerungen wird.
 
5
Diese schwache Konturierung dürfte auch damit zusammenhängen, dass es keine rechtlichen Vorschriften gibt, welche die Ausgestaltung des Compliance Managements regeln würden (Hauschka et al., 2016, S. 13 f.; Schütz et al., 2018, S. 15).
 
6
Eine ähnliche Unschärfe zeigt sich im Übrigen auch mit Blick auf die historische Genese des Konzepts. Weitgehende Einigkeit herrscht in der Literatur jedoch dahingehend, dass die Ursprünge in den USA und dort vor allem in regulierungsintensiven Branchen wie vor allem der Pharma- und Finanzindustrie liegen (vgl. Quentmeier 2012; Schütz et al., 2018).
 
7
Zunächst einmal handelt es sich beim Compliance Management um ein Managementkonzept. In seiner organisationalen Anwendung wird dieses Konzept jedoch in ein Bündel von Aufgaben übersetzt. Diese werden dann ihrerseits entweder – in der Form eines Compliance-Beauftragten – einer bestehenden Stelle zugewiesen, oder es wird eine neue Stelle oder gar Abteilung eingerichtet, die ausschließlich für Compliance-Aufgaben zuständig ist. Sofern hier von „Compliance Management“ die Rede ist, geht es um das Konzept. Wenn Organisationsstrukturen im Zentrum des Interesses stehen, spreche ich von „Compliance-Abteilung“. In der Praxis ist der Sprachgebrauch uneinheitlich.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Machtspiele „über Bande“
verfasst von
Sven Kette
Copyright-Jahr
2023
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-42092-5_13

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