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28.06.2023 | Künstliche Intelligenz | Interview | Online-Artikel

"KI muss für Mitarbeiter anfassbar gemacht werden"

verfasst von: Andrea Amerland

5 Min. Lesedauer

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Die Einführung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz erfordert im Management besondere Kompetenzen. Springer Professional sprach mit Experte Uwe Gehrmann darüber, wie KI-orientierte Change-Management-Projekte gelingen.

Springer Professional: Spätestens seit Chat GPT hat wohl jeder verstanden, das Künstliche Intelligenz keine ferne Zukunftstechnologie mehr ist. Aber ist KI auch in der Breite der deutschen Wirtschaft angekommen?

Uwe Gehrmann: Unternehmen verwenden bereits KI-Technologien, um repetitive Aufgaben zu automatisieren und so Effizienzsteigerungen zu erzielen. Im Kundenservice werden KI-basierte Chatbots und virtuelle Assistenten eingesetzt, um Kundenanfragen zu bearbeiten und personalisierte Empfehlungen zu geben, auch in der Logistik, um mögliche Nachfragen hinsichtlich Lieferstatus über Software-Bots bearbeiten zu lassen.

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Einfluss und Umsetzung Künstlicher Intelligenz in wirtschaftspsychologischen Anwendungsfeldern

Dieses Buch "Mensch und KI in Organisationen" zeigt Ihnen auf, welchen Einfluss die Künstliche Intelligenz und Robotik auf den Menschen in der aktuellen und zukünftigen Arbeits- und Organisationswelt hat. 

Auch in der Fertigung nutzen Unternehmen KI, um automatisierte Systeme weiterzuentwickeln, die den Produktionsprozess überwachen, Fehler erkennen und die Qualität verbessern. Dieses Einsatzfeld ist ein wesentlicher KI-Treiber, da hier Kosteneinsparungspotenziale und Geschwindigkeit im Produktionsprozess entscheidende Vorteile für Unternehmen bieten. Darüber hinaus findet Künstliche Intelligenz auch in den Bereichen Gesundheitswesen, Logistik, Marketing, Finanzen und Energie Anwendung. 

Prinzipiell ist Künstliche Intelligenz also inzwischen in vielen Bereichen der deutschen Wirtschaft angekommen und hat bedeutenden Einfluss auf verschiedenste Branchen. Die Anwendungsbereiche werden sich in Zukunft noch erweitern und grundlegenden Einfluss auf die Arbeitspraxis von Unternehmen in nahezu allen Sektoren haben.

In welchen Branchen gibt es hierzulande den größten Bedarf an KI-Experten und warum?

Besonders die für die deutsche Wirtschaft so bedeutende Automobilbranche befindet sich in einer beispiellosen Transformationsphase, für die sie eine Vielzahl an kompetenten KI-Experten benötigt. Nur mit dem richtigen Personal werden sich Konzepte wie autonomes Fahren, fortschrittliche Fahrassistenzsysteme und vernetzte Fahrzeuge international konkurrenzfähig umsetzen lassen.

In der produzierenden Industrie werden KI-Technologien rund um erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Umweltschutz künftig sehr gezielt Lösungsansätze unterstützen können, um die angestrebte Energiewende nachhaltig meistern zu können. Beispielsweise ließe sich mit einem smarten Energiesystem die Energieeffizienz steigern und es den größten Energieverbrauchern in der Industrie ermöglichen, für die produktionsintensivsten Prozesse automatisiert auf Erneuerbare Energien zu setzen. Mit den richtigen KI-Profis kann der Wirkungsgrad der Energienutzung deutlich erhöht werden. 

Und über die Industrie hinaus?

Auch im Einzelhandel werden KI-Experten benötigt, um personalisierte Produktvorschläge zu machen, den Lagerbestand zu optimieren, Kundendaten zu analysieren und Vertriebsstrategien zu verbessern. Im Gesundheitswesen kann Künstliche Intelligenz ebenfalls eine bedeutende Rolle spielen. Experten auf diesem Gebet werden benötigt, um KI-gestützte medizinische Diagnosesysteme zu entwickeln, medizinische Bildanalyse durchzuführen, genetische Daten zu analysieren und personalisierte Medizin voranzutreiben. Schlussendlich ist natürlich die IT-Branche selbst einer der Hauptbereiche, in denen KI-Expertise gefragt ist. Sie sehen Der Bedarf zieht sich, trotz unterschiedlicher Dringlichkeit, prinzipiell durch die gesamte Breite der deutschen Wirtschaft.

Wie sind deutsche Unternehmen beim KI-Know-how im Top-Management aufgestellt?

Das variiert sehr deutlich. Hier lassen sich kaum generelle Aussagen zu Branchen oder Industrien machen. Auch aus der Größe eines Unternehmens lässt sich nicht darauf schließen, wie sehr das Thema KI in den Führungsetagen verinnerlicht wurde. Egal ob Mittelstand oder Dax-Konzern - es gibt überall Unternehmen, die bereits erkannt haben, wie wichtig Künstliche Intelligenz ist und Maßnahmen ergriffen haben, um ihre Führungsebene mit KI-Know-how zu stärken. Diese haben häufig KI-Spezialisierten an Board, auch  auf den Führungsebenen eins und zwei, oder haben Innovation Labs etabliert, um die strategische KI-Ausrichtung zu steuern. Andere Unternehmen wiederum ziehen externe Berater oder Experten hinzu, um durch deren Know-how zu profitieren. 

Vieles hängt von der unternehmerischen Einstellung des jeweiligen CEOs und CIOs ab. Sind die Chancen und Herausforderungen von KI hier bereits im ständigen Bewusstsein verankert, so strahlt das oftmals in das gesamte Unternehmen aus. Die größten Probleme bestehen in Unternehmen, die kaum über KI-Know-how verfügen und die sich selbst laut Studie nicht mehr als innovativ einschätzen. Dies hat verschiedene Gründe, wie etwa eine geringere Sensibilisierung für die Bedeutung von KI und eine mangelnde Kenntnis in der Führungsriege über die Potenziale.

KI-basierte Change-Management-Projekte haben oft Kostenreduktion und Stellenabbau zum Ziel. Welchen Typ Manager brauchen Unternehmen dafür?

Hier ist entscheidend, dass all das, was technologisch möglich ist, sich nicht zwangsläufig als vorteilhaft für ganz bestimmte Zielsetzungen erweist. Stellenabbau ist selbstverständlich der Aspekt, der für die Mitarbeiter am einschneidendsten ist. Er beschreibt den grundlegenden Charakter von KI-orientierten Change-Management-Projekten aber nur ungenügend. Ich rate stets auch die Vorteile zu betonen, die sich bei einer KI-Implementierung in den Arbeitsalltag ergeben - etwa die Möglichkeit, monotone Arbeitsprozesse zu vereinfachen und Mitarbeiter zu entlasten. Auch neue Stellen, die entstehen werden, sind nicht zu unterschlagen. Sei es durch interne Trainings oder Neuanstellungen - hier bieten sich bedeutende Chancen für die Mitarbeiter.

Ganz gleich wie das Change-Management-Projekt in der Praxis umgesetzt wird: Grundsätzlich sollten Ethik-Fragen im Prozess berücksichtigt werden. Manager für KI-basierte Change-Management-Projekte müssen ein tiefes Verständnis von der Materie haben. Sie können die technologischen Zielsetzungen entwickeln, die richtigen KI-Lösungen identifizieren, sodass diese effektiv in die Unternehmensstrukturen integriert werden. Sie sollten auch über Fachkenntnisse in den Bereichen maschinelles Lernen und Datenanalyse verfügen.

Gleichzeitig bedarf es Kompetenzen im grundsätzlichen Change-Management und der Mitarbeiterführung, um die angesprochene Akzeptanz von Veränderungen zu fördern, Widerstände zu minimieren und eine reibungslose Umsetzung zu ermöglichen. KI muss für die Mitarbeiter anfassbar gemacht und mögliche Unsicherheiten ernst genommen werden. Dynamische Kommunikationsstrategien können dabei helfen Missverständnisse zu vermeiden und auf Eventualitäten zu reagieren.

Wie können Unternehmen nötige KI-Kompetenzen aufbauen, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern und für Wachstum zu sorgen?

Unternehmen sollten gezielt nach Fachkräften mit KI-Know-how suchen: durch Partnerschaften mit Universitäten und Forschungseinrichtungen, attraktiven Arbeitsbedingungen und einem KI-freundlichen Arbeitsumfeld. Ich empfehle Unternehmen, Schulungs- und Weiterbildungsprogramme für ihre Mitarbeiter anzubieten, um das Verständnis von KI- Anwendungen zu verbessern. Das Ziel muss es sein, ein KI-Bewusstsein zu schaffen. Dahingehend können auch eigene KI-Abteilungen oder Innovation Labs äußert fruchtbare Investitionen sein. Komplementär können auch Partnerschaften mit externen KI-Experten, Start-ups oder Forschungseinrichtungen etabliert werden. Insgesamt ist die Förderung einer Experimentier- und Lernkultur essenziell und entscheidend für den KI-Erfolg. Dies beginnt in der Führungsriege und muss sich konsequent auf allen Ebenen nachhaltig etablieren.

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