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17.09.2020 | Künstliche Intelligenz | Schwerpunkt | Online-Artikel

Rahmenbedingungen bremsen KI aus

verfasst von: Johanna Leitherer

3:30 Min. Lesedauer

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Künstliche Intelligenz fasst allmählich Fuß in Deutschland, legt eine Untersuchung offen. Nichtsdestotrotz ist auf wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene noch einiges zu tun, um dem großen Ziel "KI made in Germany" näherzukommen.

Das unvermeidliche Vordringen von Künstlicher Intelligenz (KI) erhöht den Handlungsdruck vor allem auf die Industrienationen. Während die USA und China als "First Mover" seit jeher das Führerhäuschen besetzen, hat sich Deutschland bislang eher zurückgehalten, wenn es um Patentanmeldungen, die Entwicklung und den Einsatz von KI geht. Da die Zukunftstechnologie weitreichende Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik mit sich bringt, ist Deutschland gefragt, einen Gang zuzulegen. Denn nur wer KI aktiv mitgestaltet, indem deren Potenziale selbstbestimmt ausgeschöpft werden, kann gesellschaftlich wünschenswerte Entwicklungen fördern.

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Grundsätzlich hat Deutschland die Notwendigkeit zu handeln erkannt und Fortschritte zu verzeichnen. Zu diesem Ergebnis kommt der KI-Monitor 2020, durchgeführt vom Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW), der jährlich den Status quo sowie die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz in Deutschland untersucht. Der von den Studienautoren aufgesetzte KI-Index misst die Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr. In der Kategorie "Wirtschaft" geht es mit einem Anstieg von 6,39 Prozent deutlich voran. 

Mittelstand stärken

Unternehmen sind demnach wesentliche Treiber der Entwicklung von KI. Das macht sich unter anderem in einem Zuwachs von 50 Prozent im Bereich der KI-Patentanmeldungen bemerkbar. Ein leichtes Plus von 1,85 Prozent bringt auch die Kategorie "Gesellschaft" hervor, was ein gestiegenes Bewusstsein für Künstliche Intelligenz in der Bevölkerung belegt. Unternehmen, die KI in ihr Geschäftsmodell miteinbeziehen, befinden sich folglich auf einem guten Weg, den Bedürfnissen ihrer Zielgruppe auch in Zukunft gerecht werden zu können. 

Die Entwicklungen im Bereich Wirtschaft und Gesellschaft tragen dazu bei, dass der KI-Index-Wert binnen eines Jahres um knapp acht Prozent gestiegen ist. Gleichzeitig konstatieren die Studienautoren, dass KI in den Geschäftsberichten der Dax-30-Unternehmen seltener thematisiert wird. Davon lässt sich ableiten, dass bestehende Potenziale der Zukunftstechnologie noch nicht ausgeschöpft werden. Das ließe sich ändern, indem Hemmnisse bei der Implementierung Künstlicher Intelligenz besonders im Mittelstand abgebaut werden, so die Studie.

KI-Ökosystem schafft wichtige Netzwerke

Dazu gehört im Wesentlichen, das Know-how aufzubauen und die Datenverfügbarkeit zu verbessern. Letztere ist etwa in den USA dank mächtiger Internetplattformen gegeben. Wer seine Daten teilt, kann zudem wertvolle Synergien in Gang setzen. Generell sollten hiesige Unternehmen dem KI-Monitor zufolge ihre Netzwerke mit unterschiedlichen Realisierungspartnern aus Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft stärken – innerhalb der eigenen Landesgrenzen und darüber hinaus im europäischen Raum. 

"Ein funktionierendes, starkes deutsches KI-Ökosystem bietet dem Mittelstand das Entwicklungspotenzial, welches er benötigt, um seine Erfolgsgeschichte weiterführen zu können. In einem Ökosystem agieren Unternehmen und Organisationen nicht mehr nur als Einzelakteure, sondern im Verbund mit anderen Stakeholdern des Systems wie Kunden, Zulieferern und auch Wettbewerbern. Der Fokus liegt auf vernetzen, komplementären Geschäftsaktivitäten. Die Politik muss die Leitlinien für die Entwicklung eines KI-Ökosystems in Deutschland definieren", meinen auch Christina Rode-Schubert und Patrick Müller im Buchkapitel "Welche Fähigkeiten benötigt ein Unternehmen um Künstliche Intelligenz nachhaltig erfolgreich einzusetzen?" (Seite 166).

Rahmenbedingungen für KI verbessern

Doch mit Blick auf die Kategorie "Rahmenbedingungen" stellen die Studienautoren noch Schwachstellen hierzulande fest, was den KI-Index 2020 im Vergleich zum Vorjahr leicht verschlechtert. Schuld daran ist etwa, dass sich Kooperationen zwischen Forschung und Unternehmen negativ entwickeln. Wertvolle Forschungsergebnisse kommen deshalb möglicherweise nicht in der Wirtschaft an. Außerdem lässt sich eine abnehmende Thematisierung von KI in der Politik beobachten. Da die Bundesregierung erst 2018 eine nationale KI-Strategie unter der Prämisse "Artificial Intelligence (AI) made in Germany" vorgestellt hatte, ist das akute Interesse in den Folgejahren offenbar abgeflaut, so die Untersuchung. 

Um "KI made in Germany" als "Brand für die Gewährleistung hoher rechtlicher, regulatorischer und ethischer Standards" zu positionieren, wie Rode-Schubert und Müller auf Seite 165 schreiben, ist also noch einiges zu tun. Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen empfehlen die Studienautoren folgende fünf Punkte:

  • Die Umsetzung des Breitbandausbaus sollte beschleunigt werden, unter anderem über die Vereinfachung des Antragsverfahrens für Fördergelder.
  • Die schnelle Klärung von Rechtsfragen hinsichtlich der KI. Überregulierung gilt es zu vermeiden, um Forschung und Innovationen nicht zu behindern.
  • Das Know-how zu KI sollte auf allen Ebenen der schulischen und beruflichen Bildung etabliert werden. 
  • Deutschland sollte als KI-Forschungsstandort mit finanziellen Ressourcen und attraktiven Arbeitsbedingungen ausgestattet werden.
  • Die Durchlässigkeit zwischen Forschung und Wirtschaft sollte verbessert werden, zum Beispiel mithilfe von KI-Testzentren.
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