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2024 | Buch

Klimaverantwortung

Gesellschaftsaufgabe und Bildungsauftrag

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Über dieses Buch

Der Klimawandel ist eine der größten – wenn nicht sogar die größte – Herausforderung unserer Zeit. Bereits heute sind deutliche Auswirkungen auf Ökosysteme, Wirtschaft und soziokulturelle Strukturen spürbar, und es ist zu erwarten, dass diese in Zukunft weiter zunehmen werden. Dass wir Menschen maßgeblich zu diesem Problem beigetragen haben, ist inzwischen überwiegender Konsens. Auch sind sich die meisten Menschen darüber bewusst, dass Maßnahmen ergriffen werden müssen, um dem fortschreitenden Klimawandel entgegenzuwirken. Doch welche konkreten Schritte sind erforderlich? Und wer trägt dafür die Verantwortung? Diesen und anderen Fragen widmen sich die interdisziplinären Beiträge in diesem Buch. Die Diskussion wird ergänzt durch praxisnahe Unterrichtsbeispiele sowie Vorschläge für die Implementierung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Lehrkräfteausbildung.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Umwelt- und Klimaethik
Herausforderungen und Perspektiven im Spannungsfeld wirtschaftlicher und wirtschaftspolitischer Interessenskonflikte
Zusammenfassung
In dem vorliegenden Text wird die ethische Dimension menschlichen Handelns im Kontext von Umwelt und Klima erörtert. Es erfolgt eine historische und systematische Darstellung der einschlägigen theoretischen Ansätze seit den 1970er Jahren. Kants Theorie der moralischen Verpflichtung wird als theoretisches Gerüst herangezogen, um die Rolle der Vernunft und die Verbindlichkeit von Grundsätzen und Gesetzen zu diskutieren. Abschließend werden aktuelle Debatten im Kontext von Klimaschutz und wirtschaftlichen Interessenskonflikten angesprochen. Hierbei stehen die Verteilung von Verantwortung und die Rechtfertigung moralischer Forderungen im globalen Kontext im Vordergrund.
Saša Josifović
Zukunftsverantwortung und Klimaethik
Zusammenfassung
Die gegenwärtig spürbaren Auswirkungen des Klimawandels sind Vorboten der wahrscheinlich sehr viel gravierenderen Folgen, mit denen in der nächsten und übernächsten Generation zu rechnen ist. Gravierend werden aber auch die Folgen der erforderlichen Anpassungen sein. Dass eine moralische Verantwortung zur Vermeidung dieser gravierenden Übel besteht, ist nicht weiter strittig. Unklar ist jedoch, wen diese Verantwortung trifft. Eine häufige gegebene Antwort lautet, dass Klimaverantwortung primär oder sogar allein auf die Staaten und die großen, weltweit agierenden Konzerne entfällt. Aber sind Politik und Unternehmen nicht ihrerseits von Individuen abhängig, etwa von Wählerinnen, Anteilseignern, Managerinnen und Kunden? Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht die Frage, wie weit sich das Individuum verpflichtet fühlen muss oder sollte, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten – in den verschiedenen Rollen, in denen es direkt oder indirekt auf das Klima einwirkt: als Bürger, als Investorin, aber auch durch Lebensstil und Konsumverhalten.
Dieter Birnbacher
Klimaverantwortung lernen?
(K)ein Konsens bei (religiöser) Bildung für nachhaltige Entwicklung
Zusammenfassung
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) findet an deutschen Schulen weitgehend im Sach-, Geographie-, Biologie- oder Chemieunterricht statt. Damit geht einher, dass gesellschaftliche, religiöse oder kulturelle Gründe der sozial-ökologischen Krisen weniger stark ergründet werden und vermittelte Gestaltungskompetenzen oftmals auf naturwissenschaftlich-technologische Lösungen oder individuelle Verhaltensänderungen und weniger auf gesellschaftlich-politische Transformationen zielen. Der vorliegende Beitrag diskutiert, wie normativ bzw. politisch orientierte (religiöse) Bildung in der Schule ausgerichtet sein darf, ohne die im Beutelsbacher Konsens aufgestellten Prinzipien des Überwältigungsverbots, des Kontroversitätsgebots und der Schüler*innenorientierung zu verletzen. Da Religionsunterricht, anders als z. B. Philosophie- und Politikunterricht, ein weltanschaulich ausgerichtetes Fach ist, wird für eine dezidiert politisch orientierte religiöse BNE plädiert.
Claudia Gärtner
Planspiel Tuvalu
Das Verteilungsproblem der Kosten von Klimaschäden im Unterricht erleben
Zusammenfassung
Der durch Menschen verursachte Anteil am globalen Klimawandel ist eine durch Wissenschaft belegte Folge menschlicher Technologien. Es wird zunehmend klar, dass Klimaschäden mit erheblichen Kosten verbunden sind. Die Frage nach der Verteilung dieser Kosten ist ein Problem der Klimagerechtigkeit, das im Unterricht plastisch gemacht werden kann. In dem hier vorgestellten Planspiel wird in Anlehnung an ein Szenario auf der Bonner Klimakonferenz 2017 mit verteilten Rollen diese Verteilung am Beispiel des versinkenden Inselstaats Tuvalu debattiert. Lernende erarbeiten so, dass es keine ideale Theorie der Klimagerechtigkeit geben kann. Das führt zu mehr Verständnis für die Interessen anderer in der hitzig gewordenen klimaethischen Diskussion unserer Gegenwart.
Markus Bohlmann
Verantwortung für wen eigentlich?
Eine Unterrichtsskizze zu Nicht-Identitätsproblem und Klimaethik
Zusammenfassung
Der Klimawandel ist ein Thema, das Schüler*innen stark beschäftigt. Dem Philosophieunterricht kommt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle zu, weil er eine Auseinandersetzung mit den normativen Fragen ermöglicht, die den Kern ihrer Sorgen ausmacht: Inwiefern ist der Klimawandel schlecht? Wieso müssen wir gegen den Klimawandel etwas tun? Wer genau trägt dafür die Verantwortung? In diesem Kapitel skizzieren wir ein Unterrichtsvorhaben, das Schüler*innen ein Entwickeln von Antworten auf diese Fragen ermöglichen soll. Die Unterrichtsreihe trägt dabei einschlägigen Positionen und Debatten des aktuellen klimaethischen Diskurses Rechnung. Dies gilt mit Blick auf das Nicht-Identitätsproblem, das eine der zentralen Herausforderungen für die Formulierung des Klimawandels als Problem intergenerationaler Gerechtigkeit darstellt und für Antworten auf die Frage, wer verantwortlich für Klimaschutz und das Tragen von damit verbundenen Lasten sein soll.
Dominik Balg, Jonas Zorn
Ich will ja, aber… – Das Problem des „Attitude-Behavior-Gaps“
Ein Brettspiel für den Unterricht
Zusammenfassung
Vielen Menschen ist die Bekämpfung des Klimawandels wichtig. Studien zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen den Klimawandel als Bedrohung wahrnimmt und neben großen Unternehmen und politischen Akteuren auch jedem Einzelnen eine Verantwortung dafür zuschreibt. Trotz der verbreiteten Ansicht, dass ein nachhaltiger Lebensstil etwas bewirken kann, handeln sehr viele Menschen häufig nicht dementsprechend. Dieses Phänomen, welches die Diskrepanz zwischen der Einstellung und dem Verhalten einer Person beschreibt, nennt man Attitude-Behavior-Gap. In diesem Beitrag wird ein Brettspiel vorgestellt, das bereits mit Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I gespielt werden kann und drei Ziele verfolgt. Zunächst soll die individuelle Lücke zwischen Einstellung und Verhalten ermittelt und veranschaulicht werden. Danach werden die vielfältigen Gründe für den Attitude-Behavior-Gap offengelegt und schließlich Möglichkeiten für die Verkleinerung der individuellen Einstellungs-Verhaltens-Lücke erkundet.
Meike Neuhaus
Der „Whole Institution Approach“
Eine ganzheitliche Betrachtung der Übernahme von Klimaverantwortung in der Lehrkräfteausbildung
Zusammenfassung
Das SDG 4 „Hochwertige Bildung“ nimmt Einfluss auf andere SDGs, auch auf das SDG 13 „Klimaschutz und Anpassung“. Daraus ergibt sich ein hohes Maß an Klimaverantwortung von Bildungseinrichtungen. Das ZfsL Dortmund stellt sich dieser Verantwortung als Bildungseinrichtung der zweiten Phase der Lehrkräftebildung. Bildung für nachhaltige Entwicklung wird als ganzheitliche Aufgabe verstanden und in einem „Whole Institution Approach“ auf mehreren Ebenen zum Leben erweckt: Die Verwaltung wird einer nachhaltigen Überprüfung unterzogen, das Gebäude und die Außenanlagen nach Kriterien der Klimaneutralität modernisiert, die Ausbildungsarbeit um BNE-Themen bereichert und alle Personen im Haus mit einem Sensibilisierungsprogramm konfrontiert. Ein weit verzweigtes Netzwerk unterstützt die Arbeit, die letztlich allen Ausbildungsschulen zu Gute kommt.
Thomas Kratzert, Claudia Salmen
Herausforderungen bei der Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung
Möglichkeiten der Begegnung im Rahmen der Lehrer*innenbildung
Zusammenfassung
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) erhält angesichts wachsender globaler Krisen einen hohen Stellenwert für die gesellschaftliche Transformation. Im Beitrag werden Herausforderungen bei der Umsetzung des an Schulen gerichteten Bildungsauftrags zur nachhaltigen Entwicklung unter der Frage beleuchtet, welche Bedeutung Verantwortung im Rahmen von BNE in der Schule und damit für die Lehrer*innenbildung einnimmt. Mit dem Konzept einer emanzipatorischen BNE werden Möglichkeiten der Begegnung dieser Herausforderungen aufgezeigt. Als bedeutend werden dabei die Förderung kritische Denkens, die Berücksichtigung der emotionalen Ebene sowie Partizipationsmöglichkeiten herausgestellt, um Lernende zu befähigen, selbstreflektiert und eigenverantwortlich an gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen teilnehmen zu können. Basierend darauf wird ein Seminarkonzept skizziert, welches das Ziel hat, Lehramtsstudierende auf eine Umsetzung von BNE in der Schule vorzubereiten. Dies erfolgt vor dem Hintergrund transformatorischer Bildungsprozesse und in Verbindung des schulpraktischen Teils im Masterstudiengang Lehramt.
Vanessa Henke, Magdalena Buddeberg, Julia Lemke
Ist die Zukunft „gerecht“?
Die Berücksichtigung von sozialer Ungleichheit und (Un-)Gerechtigkeit als Prämisse für Klimaverantwortung in der Lehrer*innenbildung
Zusammenfassung
In Bezug auf die aktuelle Diskussion um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wird u. a. auf Ansätze und Gedanken zurückgegriffen, die bereits entworfen und diskutiert wurden. Bereits Klafki fasst dies unter „epochaltypischen Schlüsselproblemen“ (1996, S. 53), wie „Krieg und Frieden“, „gesellschaftlich produzierte Ungleichheit“ etc. zusammen. Gerade Lehrkräften wird eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung mit diesen Themen zugeschrieben. Der Artikel beschäftigt sich folglich mit den aktuellen Diskursen um soziale (Un-)Gleichheit, diskutiert anschließend den Zusammenhang dieser im Hinblick auf die Idee der Klimaverantwortung und stellt das Projekt BNERoom vor, in dem zur Reflexion der unmittelbaren Verwobenheit von Ökologie, Ökonomie und Sozialem angeregt werden soll.
Stephanie Spanu, Lena Tacke, Vanessa Henke
Metadaten
Titel
Klimaverantwortung
herausgegeben von
Meike Neuhaus
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-43791-6
Print ISBN
978-3-658-43790-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43791-6

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