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02.03.2023 | Bilanz | Nachricht | Online-Artikel

Bundesbank stemmt "besondere finanzielle Belastungen"

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

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Für das Jahr 2022 weist die Deutsche Bundesbank das Ergebnis der Gewinn- und Verlustrechnung mit null aus und greift auf die Risikovorsorge in Höhe von einer Milliarde Euro zurück. Die Zinswende und hohe Wertpapierbestände werden das Institut auch künftig deutlich belasten.

"Im Jahr 2022 musste die Bundesbank besondere finanzielle Belastungen tragen", so Bundesbankpräsident Joachim Nagel bei Vorlage des Jahresabschlusses. "Die Ertragsentwicklung jetzt und in den kommenden Jahren ist letztlich das Ergebnis der außerordentlich expansiven Geldpolitik der vergangenen Jahre. Nun ist eine straffe Geldpolitik erforderlich, um Preisstabilität zeitnah wiederherzustellen." Mit einem Ergebnis der Gewinn- und Verlustrechnung für 2022 von null wurde wie bereits in den Vorjahren auch kein Gewinn an den Bundeshaushalt abgeführt, so die Bank. 

Gestiegene US-Renditen belasten Nettoergebnis

Der Nettozinsertrag stieg im Berichtsjahr von 2,5 Milliarden Euro auf vier Milliarden Euro. Das Nettoergebnis aus Finanzgeschäften sei jedoch durch die gestiegenen US-Renditen belastet. Bei den Fremdwährungswertpapieren weist das Institut Abschreibungen aus Bewertungsverlusten von 0,9 Milliarden Euro aus und realisierte Verluste in Höhe von 0,8 Milliarden Euro. Darüber hinaus führte der Anstieg der Leitzinsen im Euroraum zu weiteren Belastungen, weil die Bundesbank höhere Zinsen auf die Einlagen zahlte, die Geschäftsbanken bei ihr hielten. 

Die Bilanzsumme der Bundesbank ist 2022 um vier Prozent (108 Milliarden Euro) auf 2,9 Billionen Euro gesunken. Auf der Aktivseite gibt das Institut einen Rückgang der Refinanzierungsgeschäfte um 184 auf 238 Milliarden Euro als Hauptgrund an. Dem gegenüber sei der Bestand an Euro-Wertpapieren aufgrund der Anleihekäufe in geldpolitischen Ankaufprogrammen im ersten Halbjahr um 45 Milliarden Euro auf 1,07 Billionen Euro gestiegen. 

Auf der Passivseite haben die Einlagen öffentlicher Haushalte und ausländischer Zentralbanken deutlich abgenommen und das Euro-Guthaben der in- und ausländischen Einleger um 198 Milliarden Euro auf 533 Milliarden Euro verringert. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten aus geldpolitischen Operationen sind hingegen um 62 Milliarden Euro auf 1,20 Billionen Euro gestiegen.

"Entschlossene Geldpolitik" angemahnt

2022 werde mit einer der höchsten Inflationsraten seit Bestehen der Bundesrepublik in die Historie eingehen, so der Bundesbank-Chef. Gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) seien die Preise um 8,7 Prozent gestiegen. Nach wie vor sei der zugrundeliegende Preisdruck sehr hoch, im Euroraum wie in Deutschland. "Daher braucht es eine Geldpolitik, die entschlossen handelt und die notwendigen Schritte unternimmt, um Preisstabilität wiederherzustellen", betont Nagel unter Verweis auf die bisherigen Zinsschritte. 

Seit Juli 2022 hat der EZB-Rat die Leitzinsen um insgesamt 300 Basispunkte angehoben. Im März steht eine weitere Anhebung um 50 Basispunkte im Raum. Und das könnte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein, glaubt Nagel. Die Zinswende habe vieles in Bewegung gebracht, unterstreicht auch Joachim Wuermeling, im Vorstand des Instituts für Rechnungswesen und Controlling verantwortlich. Bei der Bundesbank seien die Leitzinserhöhungen auf beiden Seiten der Bilanz zu spüren. Sie führten in dem komplexen Gebilde von Verflechtungen einer Zentralbank zu einer grundlegenden Veränderung bei vielen Komponenten. "Unsere Gewinn- und Verlustrechnung 2022 ist Ausdruck dieser Komplexität", so Wuermeling.

Bilanz der Bundesbank ist solide

Das Institut geht davon aus, dass die finanziellen Belastungen in den kommenden Jahren aufgrund der hohen Wertpapierbestände und der Zinswende deutlich zunehmen werden. Dies müsse und könne die Bank verkraften, betonte Nagel bei Vorlage der Zahlen. "Die Belastungen werden vorübergehen, anschließend werden wir wieder Gewinne erzielen. Die Bilanz der Bundesbank ist solide."

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